Illegale Berührung ohne Downverlust

In Woche 15 der NFL zeigte Pro7 Maxx das Spiel der Kansas City Chiefs bei den New Orleans Saints. Dabei kam es zu einer ungewöhnlichen Szene, bei der die Regelung ziemlich klar ist, doch bei Twitter zu etwas Unverständnis führte.

Bei ca. 6 Minuten Restspielzeit spielten die Chiefs einen vierten Versuch aus, bei dem sie noch zwei Yards überbrücken mussten. QB Patrick Mahomes konnte unter starkem Druck den Pass loswerden, da jedoch ein Verteidiger Kontakt mit ihm aufgenommen hat, flog der Ball unkontrolliert durch die Luft. Diesen Vorwärtspass konnte dann OL Stefen Wisniewski fangen und einen neuen ersten Versuch erzielen. Da der Pass nicht von einem Verteidiger berührt wurde, wurde eine Flagge für eine illegale Berührung eines Vorwärtspasses geworfen. Dieses Foul wurde mit fünf Yards vom Previous Spot bestraft und der vierte Versuch wurde wiederholt. Bei Twitter gab es etwas Unverständnis, da die Strafe keinen Downverlust beinhaltet. Gehen wir den Spielzug mal durch.

Die Saints mussten die Strafe annehmen, da ansonsten die Chiefs einen neuen ersten Versuch bekommen hätte. Wäre die "Line to Gain", also die First-Down-Markierung nicht erreicht worden oder der Pass wäre unvollständig gewesen, dann wäre es sinnvoll gewesen die Strafe für das Foul abzulehnen. Die Kritik an der Strafe richtete sich daran, dass so die Chiefs eine weitere Chance hatten den vierten Versuch erfolgreich auszuspielen. Aber das wäre bei den meisten  anderen Fouls auch so.

Der Pass flog in einen Bereich, in dem sich kein berechtigter Spieler befand, es war ja am End ein unberechtigter Spieler, der den Ball gefangen hat. Dementsprechend wäre ein Foul für Intentional Grounding (ING) denkbar, nachdem sich Mahomes in der Tackle Box befand. Da der Pass durch einen Kontakt am Passwerfer vereitelt wurde, ist das in dieser Situation kein Foul für ING.

Bei Twitter waren einige Zuschauer der Meinung, dass dieses Foul mit einem Downverlust bestraft werden sollte. Aber was würde das bedeuten? Nehmen wir diese Szene als Beispiel. Ein verunglückter Pass, bei der ein Offensive Lineman einfach nur reagiert und den Pass fängt, damit es kein anderer macht. Für Wisniewski war es so, als wäre der Ball von einem Verteidiger berührt worden und dann wäre er berechtigt diesen Vorwärtspass absichtlich zu berühren. Ein Downverlust würde dem Lineman die Entscheidung etwas schwerer machen.

Außerdem wurde angemerkt, dass ein Quarterback einfach einen Lineman anwirft, wenn er keine freie Anspielstation findet und dann nochmal die Chance hat. Nicht ganz falsch, aber sehr unwahrscheinlich. Zum einen ist die Offensive Line beim Spielzug mit Gegnern beschäftigt und keiner sollte seinem Spielmacher bei der Flucht zuschauen. Somit wird kaum jemand anspielbar sein und es hilft dem Quarterback nicht einem O-Liner den Ball in den Rücken zu werfen, da das dann kein Foul für eine illegale Berührung wäre. Der unberechtigte Spieler muss schon absichtlich den Ball berühren und dann kämen wir schon eher in den Bereich des Intentional Grounding, wenn es nicht gerade ein verunglückter Pass wie in der angesprochenen Szene ist.

Aus meiner Sicht ist hier die bisherige Strafe ausreichend und ein Downverlust nicht nötig. Es gab hier den Chiefs wirklich eine weitere Gelegenheit, aber 5 Yards mehr machen es gerade in der NFL um einiges schwerer. Die Regeln werden immer seltsame Möglichkeiten schaffen und sowas wird man nie ganz los werden.

Der Vollständigkeit halber besprechen wir noch die Möglichkeit eines Fumbles, nachdem es doch ziemlich knapp war. Bei einem Fumble im vierten Versuch oder innerhalb der letzten zwei Minuten einer Halbzeit (eine NFL-Regel) kann nur der Spieler, der Ball durch einen Fumble verliert mit dem Ball Raumgewinn erzielen. Sobald ein anderer Spieler den Fumble recovert oder fängt ist der Spielzug beendet. Sollte das jenseits des Fumble-Punktes geschehen, kommt der Ball zu diesem zurück und sonst geht es an dem Punkt weiter an dem der Ball gesichert wurde. Hier hätten die Saints den Ball bekommen, da der Punkt des Fumbles hinter der Line to Gain liegt. Also wäre das ein Turnover on Downs gewesen. Referee Scott Novak hat hier wohl eher im Zweifel auf Vorwärtspass statt Fumble entschieden.